Am 16. September 1976 wurde der Zusammenschluss der Drachenflieger im Großraum Stuttgart auf dem Amtsgericht offiziell bestätigt und ins Vereinsregister eingetragen.
Gegründet hatte sich der Deutsche Drachenfliegerclub Stuttgart, so der damalige Name, schon 2 Jahre zuvor:
Nachdem Mike Harker am 15. April 1973 durch seinen Flug von der Zugspitze die Sportart Drachenfliegen spektakulär in die Öffentlichkeit gebracht hatte, entschlossen sich die Pioniere des abenteuerlichen Sports, einen Verein zu gründen. Sie wollten sich Gedanken über die Ausbildung machen, die Fluggeräte gemeinsam verbessern und vor allem Startplätze finden.
Der Medienstar Mike Harker übernahm selbstverständlich den Vorsitz. Weil vor allem Bergsteiger und Skifahrer von dem Fluggerät begeistert waren, das man mit den eigenen Füßen starten konnte, wurde Dr. Harald Kiedaisch, Gründer der gleichnamigen Sport-u. Skischule in Stuttgart, sein Stellvertreter.
Gründungsmitglieder auf dem Stuttgarter Killesberg in der Gaststätte Schönblick waren vor 40 Jahren auch Prof.Michael Schönherr von der Universität Stuttgart, der sich intensiv mit der Verhinderung des Flattersturzes beschäftigte und später maßgeblich an der Entwicklung eines Testwagens für Drachen beteiligt war, Uwe Knuth, mit dessen Knuth-Standard die erste Generation der Drachenflieger ausgebildet wurde sowie Pit Deffner und Ivo Righi, bis heute Mitglieder im DCH. In dieser Zeit wurde auch die Schwäbische Alb als Flugregion entdeckt. Erste Schulungsflüge gab es am Fuße der Teck, die "Höhenflüge“ am Jusi und an der Limburg.
Erst 1977 kam es zur Erstbefliegung des Hohenneuffen am Startplatz WEST.
Damals begann die nicht immer einfache Koexistenz mit den Naturschutzbehörden. Das Fliegen am Jusi wurde alsbald verboten. Der Startplatz am Felsen über der Höhle „Bauernloch“ existiert bis heute. Das Fluggelände am Wilhelmsfelsen über Beuren wurde in den letzten 25 Jahren immer wieder verlegt, dann geschlossen und im Jahr 2005 endlich wieder genehmigt und zugelassen. Seither starten am Hohenneuffen auch Gleitschirmflieger, was zum jetzigen Namen des Vereins geführt hat. Erstmalig wurde dieser 1997 umbenannt. Als Dr. Reinhard Wolfer (Oberboihingen), der 1978 den Vereinsvorsitz von Harker übernahm, nicht mehr zur Wahl antrat und Paul Rau (Grabenstetten) zum Vorsitzenden gewählt wurde, entschlossen sich die Mitglieder zur Namensänderung. Als Drachenfliegerclub Hohenneuffen wollten die Mitglieder ihrer Verbundenheit zu „ihrer Burg“ Ausdruck verleihen.
In der Zwischenzeit war der Verein auf fast 200 aktive und passive Flugbegeisterte angewachsen. Längst glitten die Gleiter nicht mehr nur ins Tal oder sammelten im Hangaufwind Flugstunden.
Mit immer besseren Drachen und der gewachsenen Flugerfahrung eröffneten sich für die Piloten ab den 1980er-Jahren zunehmend neue fliegerische Perspektiven. So gelangen dem Oberboihinger Josef Stellbauer bis dahin unvorstellbar weite Flüge nach Geislingen und zum Hohenzollern. Das Streckenflugpotential der Schwäbischen Alb war entdeckt.
Adi Meierkords lange Zeit bestehender 145 km-Rekordflug wurde erst mit einem Starrflügel im August 1999 von Marcus Andries um wenige Kilometer überboten. Nach 149 km landete er am Starnberger See. Andries blieb es vorbehalten, die nächsten Grenzen zu überwinden: Im Mai 2003 knackte er die 200er Marke mit einem Flug über 290 km in den Bayrischen Wald. Vier Jahre später landete er dann nach fast 9 Stunden Flug nach 314 km knapp vor der tschechischen Grenze . Wer den Flug virtuell nachvollziehen möchte DHV XC
Immer interessanter für die erfahrenen Piloten wurde die Herausforderung, nach einem Dreiecksflug wieder am Startplatz zu landen. Vor allem Hans Braun versuchte Jahr für Jahr, seine Wendepunkte zu verlängern. Helmut Denz gelang als Erstem ein FAI-Dreieck über 100 km.
Auch in dieser Kategorie hält seit 2006 Andries den Geländerekord mit 114 km DHV XC
Im selben Jahr dokumentierte er ein flaches Dreiecke mit 182 km DHV XC
Die guten Leistungen der Hohenneuffener führten dazu, dass Piloten des Neuffener Vereins als Mitglieder der Nationalmannschaft mehrfach an Europa- und Weltmeisterschaften teilnahmen: Josef Stellbauer, Wolfgang Schott, Martin Brinek, Bernd Weber und Marcus Andries.
Außerdem waren der Club und das Fluggelände über Jahrzehnte sehr eng mit der Entwicklung von Drachen verbunden. Nicht wenige Prototypen mussten am Hohenneuffen beweisen, dass die Konstruktion vom Reißbrett auch in der Luft bestehen konnte. So war der Drachenbauer Ludwig Thalhofer, der Anfang der 1970er-Jahre den legendären „Flamingo“ gebaut hatte, lange Jahre Mitglied des Vereins. Pioniere wie Michael Schönherr, dessen Forschungsergebnisse an der Universität Stuttgart viel zur Sicherheit unserer Fluggeräte beigetragen haben, sind dies noch immer. Seit Ende der 1990er-Jahre wurden die Drachen der Firma UP sowie die Starrflügel der Firma A.I.R am Hohenneuffen getestet und eingeflogen. An den Gurtzeugen von Hans Madreiter hängen noch heute Piloten unter ihrem Drachen, die Segel aus seinem Neuffener Betrieb „delta fly“ gelten weltweit als die Besten.
Seit die beiden Startplätze mit dem Segen des Landratsamtes so präpariert werden konnten, dass auch Gleitschirme ohne Probleme in die Luft kommen, wurden die Drachen am Himmel über Beuren und Neuffen immer seltener; heute bestimmen die Gleitschirme das Bild über der Alb. Mehr als tausend Piloten, die mehr oder regelmäßig von den beiden Startplätzen in die Luft gehen, sind registriert. Ganz erstaunlich sind die Streckenflüge, die in der Zwischenzeit mit den Gleitschirmen geflogen werden können. So landeten dieses Jahr schon einige Neuffener rings um den Bodensee, Strecken bis 100km sind fast normal geworden.
In all den Jahren wurden ca. 60 000 Starts am Hohenneuffen durchgeführt, die fast alle ein glückliches Ende fanden. Die Fluggeräte wurden sicherer, das Können und das Wissen der Piloten nahm zu, die Ausbildung wurde besser. Das führte dazu, dass die Zahl der Unfälle bis heute stetig zurückging. Die bitterste Stunde in der Geschichte des Vereins war der tödliche Ausgang einer Rettungsaktion am 7. November 1981. Beim Versuch, einen verunglückten Drachenpiloten aus einer Baumkrone zu befreien, stürzte ein Rettungshelfer der Bundeswehr ab und verletzte sich so schwer, dass er starb. Im letzten Jahr kam ein Gleitschirmpilot ums Leben, dem wohl ein nicht geschlossener Karabiner zum Verhängnis wurde. Auch ihnen gilt die Erinnerung in diesen Tagen.
Dieter Rebstock(DC-H, Öffentlichkeitsarbeit) |